Wenn ich Bundeskanzlerin wäre, würde ich:

eine Expert*innenkommission zusammenstellen, in der Menschen aus den unterschiedlichsten  gesellschaftlichen Bereichen vertreten sind.

Um wirklich demokratische Entscheidungen zu treffen, müssen Menschen die von diesen Entscheidungen betroffen sind gleichberechtigt beteiligt sein.

Ich würde Menschen aus Bildung, Handwerk, Dienstleistung, Kultur und Kleinkunst, aus  medizinischen Bereichen, wie Rechtsmedizin, Psychiatrie, Psychologie, Molekularbiologie, Virologie, Geriatrie, Pädiatrie, aus Soziologie, aus Einzel, – und Großhandel, aus unterschiedlichen Handwerksbereichen, aus Pflege-, Heim, – und Careberufen und aus der Gemeinwohlökonomie heranziehen. Ferner würde ich Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten einbinden und dafür Sorge tragen, dass jede*r sich ihr/ihm gemäß einbringen kann.

Die Situation der Coronakrise zeigt, dass wir zur Überwindung dieser Krise MENSCHEN brauchen, die dem Gemeinwohl dienen: Kulturkreative, die visionäre Ideen haben, Pflegekräfte der unterschiedlichsten Fürsorgeeinrichtungen, Menschen, die unsere Nahrung herstellen und verkaufen. Sie zeigt, dass wir soziale Netzwerke benötigen, um Menschen in Not beizustehen. Das sind alles Berufe, die traditionell sensationell schlecht bezahlt, oder die als unbezahltes Ehrenamt dem Gemeinwohl dienend als selbstverständlich hingenommen werden.

Angst, Restriktionen, Druck und Drohungen lähmen selbst starke Immunsysteme – das ist   aus jahrelanger Forschung der Salutogenese seit den 1960er Jahren bekannt. Warum wurden diese Erkenntnisse in so schwerwiegende und weitreichende Entscheidungen nicht miteinbezogen?

Die Restriktionen im Zusammenhang mit Corona werden vor allem mit dem Verweis auf den Schutz der Risikogruppen legitimiert. Das ist nachvollziehbar. Maßnahmen zum Schutz der einen Gruppe führt allerdings zu einem stark erhöhten Risiko für andere Gruppen (von häuslicher Gewalt Betroffene, psychisch Erkrankte, vereinsamte, überforderte Menschen, oder Menschen die sich gar nicht an die Vorschriften halten können, weil sie unter unmenschlichsten Bedingungen leben, die vorher schon unmenschlich waren und nun noch prekärer werden) mit ebenso weitreichenden, gravierenden, bis hin zu tödlichen Folgen (z.B. Suizid, oder nicht in Anspruch genommene ärztliche Behandlung bei Herzinfarktverdacht etc.). Wie umgehen mit der Frage, welche Gruppe schützenswert ist und welche nicht? Das ist schwierig! Eine Antwort darauf birgt   immer Ambivalenzen und Widersprüche. Komplexe Situationen benötigen komplexe, differenzierte und vielseitige Betrachtung und Analyse.

Nach einer Themensammlung werden mittels systemischem Konsensieren die Massnahmen mit den niedrigsten Widerständen ermittelt.

Sollte sich erweisen, dass die Verhältnismässigkeit der im März getroffenen Massnahmen schädlich für Leib und Leben vieler Menschen war und ist, entschuldige ich mich in aller Form bei den Bürger*innen und trete zurück.

April 2020 reginebausinger